Besuch des Fredenbaumparks (8. Oktober 2022)
Der dritte Ausflug der Fachberatung des Stadtverbands Dortmunder Gartenvereine führte uns in den Dortmunder Norden zum Fredenbaumpark.
Dr. Wilhelm Grote, Leiter des Freundeskreises Fredenbaumpark, führte unsere Gruppe und spann dabei einen Bogen von den Anfängen des Parks bis heute. Er wurde begleitet von seinem Stellvertreter Manfred Kreuzholz, der die Ausführungen mit Bildmaterial vervollständigte.
Mir war bis dahin nicht bewusst, welch wechselvolle Geschichte das Gesicht des ältesten und mit 72 h größten Parks Dortmunds immer wieder verändert hat.
Zuerst besichtigten wir das Big Tipi, den Jugendverkehrsgarten und das Pumpwerk Evinger Bach. Das Pumpwerk mit seinen 3 Hochleistungspumpen ist für den Park und die Nordstadt essentiell. Wegen des Bergbaus und der daraus folgenden Ewigkeitslasten verhindert es, dass der Park vollständig überflutet wird. Den Jugendverkehrsgarten habe ich als Vorbereitung auf die Radfahrprüfung mit meinen Klassen selbst immer gerne besucht. Nicht zu übersehen ist das riesige Indianerzelt Big Tipi, das im Jahr 2000 von der Expo in Hannover übernommen wurde. Mit seinem Seilgarten in 6 m Höhe bildet es den Mittelpunkt der Erlebniswelt Fredenbaum. Das ist ein Kinder-Jugend-Fürsorgeprojekt und dient mit seinen Veranstaltungen auch der Integration.
Am großen Teich konnten wir die Folgen des heißen Sommers noch deutlich erkennen. Der Wasserstand ist extrem niedrig, so dass die Sauerstoffbalance aus den Fugen geraten ist. Die Ausscheidungen von den zahlreichen Kanadagänsen und Nutrias tragen zusätzlich zum Algenwachstum bei. Zurzeit können die Boote nicht fahren, da sie im Schlamm aufsetzen würden. Ein weiteres Problem des Klimawandels sind starke Stürme, die zahlreiche Bäume entwurzelten und ganze Schneisen in den Wald schlugen. Ein Teil wurde wieder aufgeforstet, an anderer Stelle vertraut man eher auf die Regenerationsfähigkeit des Waldes.
Aber nun zur Geschichte des Parks. Im Mittelalter, Dortmund war damals eine große, bedeutende Hansestadt, befand sich hier der eigentliche Stadtwald. Er diente den Bauern zur Holzgewinnung und wurde als Waldweide für das Vieh genutzt. Am Rande des Parks gab es eine Befestigungsanlage mit einem Wachturm und einem Schlagbaum, der den Frieden der Stadt sichern sollte und so dem Park seinen Namen gab.
Um 1860 wurden die ersten Spazierwege für die arbeitende Bevölkerung angelegt. Mit einem großen Saalbau (das westfälische Wunder) im Jahr 1889 avancierte der Park zum Ausflugsort für viele festliche Aktivitäten wie z.B. das westfälische Sängerfest. Am heutigen Big Tipi entstand der Lunapark, der es durchaus mit dem Tivoli in Kopenhagen aufnehmen konnte, mit einer permanenten Kirmes und vielen Attraktionen. Die Leute konnten mit der Pferdetram für 15 Pfennige vom Steinplatz zum Fredenbaum fahren. Die Gaststätte Hobertsburg wurde zum beliebten Versammlungsort der Dortmunder Schützen. Oft wurde Militärmusik gespielt und es gab Völkerschauen, was aus heutiger Sicht durchaus kritisch zu sehen ist. Ein Höhepunkt war 1891 der Besuch von Buffalo Bill und anderer Indianerhäuptlinge, die mit ihrer Indianershow großes Aufsehen erregten. 1899 eröffnete Kaiser Wilhelm den Dortmund-Ems-Kanal. Nun konnten die Leute auch mit Booten herumfahren oder mit der Fähre vom Dortmunder Stadthafen zu den Bootshäusern des Parks gelangen. Ein besonderes Highlight war das erste Dortmunder Flugfeld für Fesselballone mit einer Gasballontankstelle. Weitere Attraktionen waren eine Pferderennbahn und eine beleuchtete Eisbahn.
Das bunte Treiben endete mit der Weimarer Republik. Nach dem Krieg waren die Leute mittellos und hatten andere Sorgen. Die Gebäude verfielen zusehends und wurden 1940 schließlich ganz abgebaut. In den Hungerjahren bauten die Leute hier Gemüse an und der Park versank aufgrund von Bergschäden zunehmend im Morast.
Mitte der 50-er Jahre begann der Wiederaufbau. Neue Wege, Wasserflächen und große Kinderspielplätze entstanden. Die Gaststätte Schmiedingslust wurde renoviert. 1973 entstand der Pavillon an der Festwiese, der für vielfältige Musikveranstaltungen genutzt wird. Es gibt heute zahlreiche sportliche Aktivitäten wie den Westfalentriathlon, aber auch private sportliche Nutzungen z.B. Slagline und Kricket. Am Dortmund-Ems-Kanal sind heute die Ruderer beheimatet, unter anderem der erfolgreiche Deutschland-Achter.
Großveranstaltungen wie das Lichterfest im September und der große mittelalterliche Weihnachtsmarkt ziehen Gäste aus ganz Dortmund und Umgebung an. Legendär sind Musikveranstaltungen wie der Schlagergarten und die regelmäßig stattfindenden Trödelmärkte. Es gibt aber auch Schattenseiten. Die 5 Grillplätze im Park reichten den Besuchern in der letzten Zeit oft nicht aus und es wurde an allen möglichen Orten gegrillt, was sich zu einem Müllproblem entwickelt hat.
Der seit 28 Jahren bestehende Freundeskreis Fredenbaum unterstützt die Stadt Dortmund bei der Erhaltung, Pflege und Entwicklung der Grünanlagen, der Organisation von Veranstaltungen und kümmert sich um Sponsoren. Auch die Installation von Kunstwerken wird gefördert. Bis jetzt gibt es einen liegenden Frauentorso und das Kunstwerk „Die 2 Königskinder“ aus Metall, finanziert von der Sparkasse und der Firma Derwald. Weitere Kunstwerke sind in Planung. Der Verein ist stolz darauf, jedes Jahr den Baum des Jahres pflanzen zu können. Dieses Engagement wird von der Stadt Dortmund sehr gerne gesehen.
Der Fredenbaumpark wie auch die angrenzenden Gartenvereine Hafenwiese, Westerholz und Hobertsburg gelten heute besonders in Zeiten des Klimawandels als grüne Lunge der Nordstadt und bieten zahlreichen Pflanzen und Tieren eine Heimat.
Unsere Führung endete in der Gaststätte Schmiedingslust bei einem leckeren Mittagsmahl.
Wir danken Dr. Wilhelm Grote für seine interessanten Ausführungen.
Text: Bea Wild
Fotos: Bea Wild, Hanne Winden