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Biotope im Garten

Sinn oder Unsinn?

Referent: Klaus-Dieter Kerpa von der Firma Neudorff

Trotz des schönes Frühlingswetters war die Fortbildung zum Thema „Biotope im Garten: Sinn oder Unsinn?“ von Klaus-Dieter Kerpa am 14. April 2023 gut besucht.

Unter Biotop versteht man gemeinhin den Gartenteich im Garten, aber der Begriff „Biotop“ ist viel weiter gefasst. Auch einen Glasbehälter mit etwas Erde, einer Pflanze und einem Tier, das die Pflanze frisst, könnte man als ein kleines Ökosystem betrachten. Der Begriff „Biotop“ ist aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet „Bios“ = Leben und „Topos“ = Raum Ort.

Natürliche Biotope wie Seen, Moorlandschaften, das Wattenmeer, unberührte Wälder und Wiesen gehen weltweit zurück, dafür gibt es immer mehr vom Menschen geschaffene wie z. B. eine Streuobstwiese, ein Park, ein Weinberg oder der biologisch betriebener Acker.

Das Biotop ist der abiotische (unbelebte) Lebensraum einer Biozönose (Ökosystem).

Abiotische Faktoren sind z. B. Licht, Wärme, Kälte, physikalische Eigenschaften des Bodens, Sauerstoff oder der CO²-Gehalt der Luft.

Biotische Umweltfaktoren sind Lebewesen und zwar Produzenten (Pflanzen), Konsumenten (Pflanzen- und Fleischfresser) und Destruenten, die alles wieder zersetzen und in den Kreislauf des Lebens zurückbringen (Bodenlebewesen).

Ein Lebensraum bietet allen Lebenswesen, die in ihm leben alles, was sie zum Leben benötigen. Dagegen ist ein Habitat der Aufenthaltsbereich einer bestimmten Tier und Pflanzenart.

Was kann der Gärtner in seinem Garten tun, um Pflanzen und Tieren einen Lebensraum zu schaffen?

Geeignet sind hier besonders Kleinst-Biotope. Es reicht schon ein paar Natursteine zu einer Trockenmauer aufzuschichten, schon siedeln sich in den Nischen Pflanzen an, Insekten finden Futter und Nistmöglichkeiten und wenn man Glück hat und bei genügender Sonneneinstrahlung finden sich hier Blindschleichen oder vielleicht sogar eine Zauneidechse ein. Das interessante Leben der Blindschleichen durften wir in einem Film bewundern. Fälschlicherweise wird die Blindschleiche häufig mit einer Schlange verwechselt. Deshalb wurde sie oft verfolgt und getötet. In Wirklichkeit ist sie eine harmlose Echse, die im Laufe der Evolution ihre Beine verloren hat und sich von den Schlangen durch ihre glatten glänzenden Schuppen und die beweglichen Augenlieder unterscheidet. Beim Züngeln öffnet sie den Mund. Circa 50 cm lang ist ihre Farbe graubraun, oft metallisch glänzend. In der Paarungszeit kämpfen die Männchen erbittert um die Weibchen. Bei der Paarung beißen sie dem Weibchen in den Nacken und halten es so fest. Die so befruchteten Blindschleichen bringen nach 11 bis 13 Wochen Trächtigkeit 8 bis 11 lebende Junge zur Welt. Blindschleichen ernähren sich hauptsächlich von Schnecken und Regenwürmern, stehen aber selbst auch auf der Speisekarte von Igeln und Raubvögeln. Bei Gefahr können sie ihren Schwanz abwerfen, um sich zu retten.

Aufschichtungen von Totholz oder Reisighaufen sind Lebensraum für viele Kleintiere und Insekten. Hier lebt z. B. die wunderschöne blaue Holzbiene. Wie ihr Name schon sagt, nagt sie ihre Nistplätze in Holz. Mit einer Länge von 20 bis 28 mm gehört sie zu den größten Bienen Mitteleuropas. An ihrem schwarzen Körper und ihren blau glänzenden Flügeln ist sie gut zu erkennen.  

Auch Benjeshecken sind ein wertvoller Beitrag zum Artenschutz. Sie bestehen aus locker aufgehäuften Ästen und Zweigen und werden mit der Zeit von anderen Pflanzen besiedelt und teilweise völlig überwuchert. Viele Kleintiere leben hier, z. B. Vögel, Insekten und Igel, die an diesem Ort Schutz und Nahrung finden.

Für am Boden nistende Wildbienen und Hummeln bietet sich ein Sandarium an. Es sollte wenigstens 40 x 40 cm groß und 50 cm tief sein. Man hebt an einem sonnigen Platz die Erde aus und füllt das Loch mit ungewaschenem Sand. Das Sandarium muss nicht unbedingt quadratisch sein. Attraktiver ist z. B. eine Nierenform mit einer Begrenzung aus Naturmaterialien wie Steinen oder Ästen.

Hat man vor, in seinem Garten einen Teich anzulegen, muss man an die Kleinkindersicherung denken. Begrenzender Faktor ist hier die Satzung. Ein Teich sollte unterschiedliche Teichzonen für die verschiedenen Pflanzen haben. Auf jeden Fall braucht man einen Flachwasser- und einen Tiefenbereich. Um ein natürliches Biotop zu schaffen, sollte man unbedingt auf Goldfische verzichten. Nach einer Weile finden sich dann die verschiedenen Teichbewohner wie Wasserläufer, Molche, Frösche und die Larven von Käfern und Libellen ein.  Es ist immer wieder eine Freude, diese Tiere zu beobachten.

Nicht zu vergessen ist der Lebensraum Hecke. Für biologische Vielfalt sorgen Haselnuss, Salweide, Schlehe, Wildrose, Apfelbeere, Holunder, Felsenbirne, Blutjohannisbeere und Kornelkirsche, um nur einige zu nennen.

Zum Schluss des Vortrags durften wir noch das mühselige Brutgeschäft des Totengräberkäfers in einem Film bewundern. Der schwarze Totengräber ist bis zu 28 mm groß und ist wegen seiner bemerkenswerten Brutpflege bekannt. Im Film untergrub das Käferpärchen unter Aufbietung aller Kräfte eine tote Maus, die wesentlich größer und schwerer war als sie, bis diese schließlich ganz im Boden verschwunden war. Der Kadaver dient den frisch geschlüpften raupenähnlichen Larven als Nahrung. Dabei werden diese anfangs von den Eltern gefüttert.

 

Wir danken Herrn Kerpa für den abwechslungsreichen Vortrag mit vielen interessanten Anregungen für den Gartenfreund.

 

Text: Bea Wild

Fotos: Jürgen Spilker, Bea Wild